Sylva Jürgensen – Multiprofessionalität trifft Spielfreude

Ich bin 56 Jahre alt, seit 34 Jahren mit dem besten Ehemann von allen verheiratet und habe drei wunderbare Kinder.           

In meiner Familie lebt seit Generationen Respekt vor der Kraft und Schönheit der Natur, Menschenwürde, Entfaltung der Persönlichkeit und Gleichberechtigung.

Ich entstammte keiner Akademikerfamilie, dennoch waren meine Großeltern und Eltern Vorbild im Lernen und Handeln, im Lesen, im neugierig bleiben und ausprobieren, im kritischen Denken und Fragen. Als erste in meiner Familie machte ich das Abitur, wurde Hoffnungsträgerin. Zum Entsetzen mancher entschied ich mich gegen das Studium als Gymnasiallehrerin, stattdessen studierte ich Lernbehinderten- sowie Sprachheilpädagogik mit den Fächern Deutsch und Kunst. Mir ging es nicht um den Status. Mich interessierte, wie Lernen unter schwierigen Bedingungen gelingen kann. Erste Seminare in der PH Kiel mit namhaften Pädagogikprofessoren gaben mir Einblicke in die Reformpädagogik. Berührten mich. Ließen mich nicht mehr los.  Peter Petersen, Dewey, Projektmethode, Kurt Hahn, Erlebnisse, Vester, Kybernetische Modelle, Psychomotorik, Neurophysiologie. Interdisziplinäres Denken. Perspektivwechsel.

Mein eigener Weg begann.

Er führte mich über verrückte Kunstprojekte, Praktika, Exkursionen, das Referendariat, verschiedene Schulformen immer wieder zum Kontakt mit den Schülerinnen, den Menschen, den Themen und immer wieder zu neuen Situationen. Oft herausfordernd, überfordernd, absurd. Nie konnte ich einen Ordner aus dem Regal ziehen, um eine Unterrichtsstunde zu wiederholen. Die Schüler, die Lerngruppe, die Welt war immer eine neue. Und das war das Faszinierende, das war das, was mich selbst energetisierte, bei aller Arbeit, die damit verbunden war.

Geburtsstunde der NaturSpielpädagogik

Ich war weiterhin neugierig. 1995 begann ich das Studium der Spiel- und Theaterpädagogik an der FH Kiel. Hier fand ich einen experimentellen Raum und viel Wissen und Erfahrung im Umgang mit Gruppen und Themen. Ich traf Ute und nach vielen gemeinsamen Theater- und Zirkusprojekten sowie Fortbildungen entwickelten wir die Vison einer Weiterbildung, die praxisorientiert die Methoden der Kulturellen Bildung mit den Themen der Umweltbildung verband. Dies war die Geburt der NaturSpielpädagogik, die 1999 als Modellprojekt des Landes Schleswig-Holstein gefördert wurde. Dem Thema Entwicklung und Potentialentfaltung war ich weiterhin auf der Spur und vertiefte dies durch ein Studium der Gesundheitspsychologie an der Universität Flensburg. Ich wurde Beratungslehrerin, Ausbildungslehrerin, Kompetenznachweis Kulturberaterin und Traumapädagogin. Ich gründete einen Verein für Salutogenese, bin in der Gründungsgruppe einer Freien Naturschule in Flensburg und nun Gründungsmitglied des Netzwerks NaturSpielpädagogik.  Ich gebe Workshops und Seminare zum Thema Draußenschule und verbinde Kulturelle Bildung mit Bildung für Nachhaltige Entwicklung.

Nach wie vor arbeite ich als Sonderschullehrerin. Seit 2022 auch als Fachberaterin für Kulturelle Bildung an Flensburger Schulen. 

Meine Vision ist es, in den Zeiten Globaler Krisen und Verunsicherung Menschen zu unterstützen wieder Sicherheit und Verwurzelung in den Kreisläufen der Natur zu finden. Die Natur hat ihre eigenen Rhythmen und alles ist mit allem verbunden.  Übersteigerter Individualismus und Gier ist hier nicht zu finden, weil es nicht dem Wohl des Ganzen dient. Wenn wir wieder fühlen, dass wir Erde, Wasser, Luft und Feuer sind, können wir uns besser vertrauen und gemeinsam für ein gutes Leben für alle auf diesem schönen Planeten sorgen.

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